Die Hüter des Weltenbaums (Splitter)

Februar 29, 2024
Die Hüter des Weltenbaums (Splitter Verlag)

Baumsterben ist immer schlecht, aber wenn der Weltenbaum stirbt, kommt das für dessen Bewohner einer existentiellen Bedrohung gleich. Denn wie der Name schon sagt ist jenes gigantische Gewächs Heimat und Welt verschiedenster Menschen, Tiere und Kreaturen. Pierig, ein Sucher, der mit seiner Holzeisenlanze in den Baum hineinhorchen kann, weiß, dass etwas nicht stimmt. Der lebenswichtige Saft des Weltenbaumes scheint mehr und mehr zu versiegen, sein Holz ist krank. Grund unbekannt. Nachdem Pierigs Clan der Schluchtenwanderer von dem feindlichen Stamm der Saftjäger brutal überfallen wird, entführt man Pierig und befielt dem Gefangenen eine Mission: endgültig herauszufinden, woran der Baum krankt, auch wenn man dazu bis in die gefürchtete, unerforschte Bauchwelt hinabsteigen muss. Widerwillig, aber dennoch neugierig macht sich Pierig mit drei Begleitern, die gleichzeitig seine Bewacher sind, auf den Weg…

Der Band ist die Adaption eines 1994 erschienenen Romans des französischen Science Fiction Autors Laurent Genefort, der bei unseren Nachbarn sehr bekannt ist, von dem bei uns meines Wissens aber aktuell kein Roman in deutscher Übersetzung vorliegt. Lediglich eine weitere Comic-Adaption ist ebenfalls im Splitter Verlag erschienen („Das Blut der Unsterblichen“). Verantwortlich für „Die Hüter des Weltenbaums“ ist der Korse Alexandre Ristorcelli – dies ist gleichzeitig seine erste größere Arbeit für die Neunte Kunst, zuvor war er in erster Linie als Storyboard-Zeichner tätig. Er setzt hier die fantasievolle Welt, samt Flora und Fauna, in einem realistischen Stil in Szene, wobei die Koloristin Annelise Sauvêtre mit ihrer stimmigen Farbpalette für einen großen Teil der in dem Band herrschenden Atmosphäre verantwortlich ist.

Pierig wird gleich zu Beginn übel mitgespielt. Er verliert einen guten Freund und seine Geliebte bei dem Gemetzel, das eigentlich nur wegen ihm veranstaltet wird. Dann, als Gefangener im Famil (so heißen hier die Dörfer der Clans) der Saftjäger (das ist auch der Originaltitel des Roman – „Les chasseurs de seve“), wird ihm die epische Quest übertragen, die er akzeptieren muss, um zu überleben: Die Ursache des unbekannten Baum-Übels zu erforschen. Zwar gibt es in der Folge immer wieder beinahe freundschaftliche Gespräche mit seinen Bewachern, samt amouröses Abenteuer, dennoch vergisst Pierig nicht, woher er stammt und was seinen Leuten angetan wurde – was später noch Folgen haben wird. Bis dahin geht die Reise in Richtung Stamm und dann nach unten. Stets begleitet von Begegnungen mit anderen Clans, tückischen Pflanzen, vergifteter Natur und monströsen Kreaturen – was übrigens nie langweilig wird.

Dabei müssen sich Leserinnen und Leser die originelle wie fremde Baum-Welt selbst erschließen, die man mit der aus James Camerons „Avatar“ vergleichen könnte, wäre jener Film nicht nach dem Roman erschienen. Auch hier lässt Genefort immer wieder religiöse Aspekte einfließen, die wichtig für die Handlung sind. Dazu das Mysterium um das Wort, dessen Bedeutung unbekannt ist und das überall auf dem Weltenbaum zu sehen ist. Vieles bleibt dabei ungeklärt und fremdartig. Auch das Ende ist offen – nachdem Pierig vom Sucher zum Verkünder wird, verlässt man recht abrupt diese Welt, so dass hier eine Fortsetzung durchaus vorstellbar wäre. Ein Skizzenteil schließt den Band ab. (bw)

Die Hüter des Weltenbaums
Text & Story: Alexandre Ristorcelli, Laurent Genefort
Bilder: Alexandre Ristorcelli, Annelise Sauvêtre (Farben)
112 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
25 Euro

ISBN: 978-3-98721-150-8

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