Key of Z (Cross Cult)

September 24, 2013

Key of Z

Allenthalben wanken einem die Untoten entgegen – ob im Comic (The Walking Dead), Games (Resident Evil, Teil 1-329) oder auf der Leinwand (World War Z), man kann sich kaum retten vor den rumschlürfenden, halb verwesten Kollegen, die eigentlich gar nichts Schlimmes wollen, außer halt einen bei lebendigem Leibe auffressen.

Diesem nun wirklich sattsam bekannten Genre fügen Coheed And Cambria-Sänger/Gitarrist Claudio Sanchez und sein Eheweibe Chondra Echert mit Key Of Z eine weitere Facette hinzu, die es wirklich in sich hat. New York wird (ohne dass ein Grund dafür herbeizitiert wird) von den Untoten überrannt, innerhalb kürzester Zeit wird aus der blühenden Metropole eine rauchende Trümmerlandschaft. Die wenigen Überlebenden verschanzen sich in den Baseball-Stadien der Stadt, die zu Trutzburgen umfunktioniert werden. Doch während das „Haus von Madison Square“ versucht, das Beste aus der Situation zu machen und den Menschen Zuflucht zu bieten, regieren in den früheren Heimstätten der Mets und der Yankees brutale Bandenbosse, die nur darauf aus sind, die Stadt weiter von Zombies zu säubern und ihr Territorium auszubauen.

Mitten durch diese entfesselten Gewaltorgien wandert Ewing, ein ehemaliger Bodyguard, der bei einem brutalen Anschlag gegen Madison Square Frau und Sohn verliert. Seitdem wird er nur noch angetrieben davon, Rache an denen zu nehmen, die ihm das liebste entrissen haben. Auf dem Weg dahin gesellt sich Alvarez zu ihm, ein abtrünniges Bandenmitglied, der von seinem eigenen Bruder zu einem Mord gezwungen wurde und seitdem ebenfalls auf Vergeltung aus ist. Ewing macht dabei die Entdeckung, dass die Zombies auf den Klang seiner Mundharmonika, die ihm sein Sohn einst zu Weihnachten schenkte, geradezu magisch fixiert sind – vom Key Of Z, von der Tonart der Zombies eben. Wie der Rattenfänger von Hameln macht er sich dies im feurigen Finale zunutze, als er beide Bandenbosse nach Riker’s Island lockt und dort eine Zombieflut entfesselt.

Der hauptberufliche Heavy Metal Musiker Sanchez (auch aktiv als Autor von The Amory Wars) entwirft mit seiner Ehefrau (die mit ihm zusammen auch Kill Audio geschaffen hat und den Sanchez gegründeten Verlang Evil Ink leitet) hier das Bild einer Gesellschaft, die komplett unmenschlich geworden ist und trotz aller Bedrohung nicht über die altbekannten Triebe wie Habgier und Machtsucht hinauskommt. Die Zombieplage liefert somit nur den Auslöser der Geschehnisse, im Mittelpunkt steht die persönlichen Schicksale, die in Rückblenden, motiviert über Ewings Tagebuch, anrührend ausgebreitet werden. Im Gegensatz zur reinen Action von Games wie Resident Evil beschäftigt sich Key Of Z somit mit der Privatsphäre, was das Erfolgsrezept von The Walking Dead war und ist, und liefert auch ein Beispiel dafür, dass Zombies immer dann en vogue sind, wenn es ein gewisses gesellschaftliches Unbehagen zu konstatieren gibt, eine Endzeitstimmung, die George A. Romero Ende der 60er, Anfang der 70er einfing, als seine Untoten politische Gleichgültigkeit, Konsumwahn (nicht umsonst spielt Dawn Of The Deal überwiegend in einem Einkaufszentrum) und Entmenschlichung Amerikas symbolisierten. Aktuell ließe sich die weltpolitische Lage, Angst vor Terrorismus, Finanzkrise und wer weiß noch was herbeischleppen – oder auch nur einfach die immerwährende, schaurige Freude am Untergang und an der Beobachtung, was passiert, wenn alle zivilisatorischen Hürden fallen. Die vorliegende Ausgabe bringt wie stets bei Cross Cut schön aufgemacht Band 1-4 der US-Serie, ergänzt mit einer Cover-Galerie, Skizzen und einem Interview mit Macher Sanchez. (hb)

Key of Z – Tanz der Zombies
Text: Claudio Sanchez, Chondra Echert
Bilder: Aaron Kuder
128 Seiten in Farbe, Hardcover, Kleinformat
Cross Cult
18 Euro

ISBN: 978-3-86425-184-9

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