Wolfgang Feiersinger, den ‚Hundertjährigen aus den Karpaten’ und dessen rechte Hand, London Donovan kennen wir aus der Hauptserie ‚Carthago’ (bisher) als die geheimnisvollen Gegenspieler der Ozeanographin Kim Melville. Zwei Bände der Reihe sind bei Splitter, wie auch in Frankreich bis dato erschienen. Feiersinger, ein unermesslich reicher Greis, der in einem Karpaten-Schloß lebt und futuristische Technologie sein eigen nennt, ist wie besessen auf der Suche nach offiziell längst ausgestorbenen Tieren und Wesen. Während die Hauptserie (wieder bisher) die Entdeckung des Megalodons, des gigantischen, längst als ausgestorben geglaubten Vorläufers des weißen Hais zum Thema hat, steht im ersten Album der Spin-off Reihe ‚Carthago Adventures’ – brandneu, in Frankreich erschien der Band erst im April diesen Jahres – ein anderes legendäres Wesen im Mittelpunkt: Der Bigfoot.
Die Geschichte spielt im Jahre 1985. Feiersinger – noch um einiges jünger und fitter – und Donovan brechen auf nach Nordkalifornien, wo sich Jahre zuvor eine der berühmtesten Bigfoot-Sichtungen ereignet hat. Mit der indianischen Führerin Luyana und (für die damalige Zeit) modernsten elektronischen Überwachungsgeräten (Nachtsichtbrillen, Wärmekameras und Bewegungsmelder) brechen sie auf in die Wildnis. Nachdem sich die Gruppe trennt, stoßen Feiersinger, Donovan und Luyana auf erste verdächtige Spuren, denen sie immer weiter bergauf bis jenseits der Schneegrenze folgen. Sie entdecken einen Bigfoot Friedhof und schließlich den Grund für die Expedition höchstpersönlich. Derweil nimmt im Basislager ein tödliches Drama seinen Lauf, bei dem der Bigfoot überraschenderweise nur eine Nebenfigur ist. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Eine sogenannte Spin-off Reihe einer bekannten Serie, das ist nichts Neues, das kennen wir u.a. von der Erfolgsserie XIII, in der die einzelnen Charaktere in Einzelbänden genauer unter die Lupe genommen werden. Dass das hier nach nur zwei Bänden der Hauptserie geschieht, überrascht schon etwas. Und dann ist da noch der Mythos Bigfoot, der hinlänglich bekannt und dessen Thematisierung auch nichts neues ist. Denken wir doch an den gleichnamigen Band, der bei CrossCult vor zwei Jahren erschienen ist. Doch handelt es sich dabei um eine reine Horrorstory (was sonst, wenn Richard Corben, Steve Niles und Rob Zombie sich ein Stelldichein geben), geht Bec das Thema hier subtiler und seriöser an. Oder sagen wir, realistischer. Frei nach dem Motto: So könnte es passieren. Und auch das tut der Story gut: Er bringt noch eine Prise Fantasy ins Spiel, verpackt als Indianermythos. So zollt die Story zum einen den üblichen Genreregeln Tribut (die todbringende Nacht, die Dezimierung der Gruppe), kriegt dann aber noch die Kurve (die Einsicht Feiersingers) und schließt dann mit einer schönen Pointe. Apropos schön. Die Zeichnungen von Jaouen Salaün sind schlichtweg sensationell. Sie ähneln mit dem realistischen und durchaus auch bunten Stil mehr Gemälden als Comicpanels. Davon würden wir gerne noch mehr sehen. So sind es dann auch die Zeichnungen, die ‚es dann noch rausreißen’ und das Album zum Zuckerle machen. Und eine abgeschlossene Geschichte von Christophe Bec in einem einzigen Band – das ist doch auch was Feines. Mal sehen, welchem Fabelwesen er sich als nächstes widmet. (bw)
Text: Christophe Bec
Bilder: Jaouen Salaün
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro
ISBN 978-3-86869-199-3