Blei im Schädel, Band 1+2 (Bunte Dimensionen)

Dezember 3, 2010

Louis und Jimmy, Freunde seit frühester Jugend und Profikiller, ermorden einen Senator und dessen minderjährige Prostituierte. Die Polizisten Perry und Carlisle wollen in dem Fall ermitteln, erhalten aber die Order von oben, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Offiziell starb der Senator an einem Herzinfarkt. Doch damit geben sich beide nicht zufrieden. Und dann sind da noch Kate Stewart und Frank Birelli, Reporter, die ebenfalls mehr hinter der Sache wittern.

Band 1 schildert den Mord, den Auslöser der Story und positioniert die Protagonisten: Die Killer, die Bullen und die Presse. Aber just als der Leser damit vertraut ist, wird in Band 2 mit dieser Konstellation gehörig aufgeräumt (ohne zuviel verraten zu wollen). Das sorgt für Überraschungen, scheinbar verhärtete Fronten werden mühelos gebrochen. So gibt es ein unerwartetes Treffen zwischen Carlisle und Jimmy, zwischen Gut und Böse, was an die legendäre Szene mit De Niro und Pacino in Heat erinnert. Und da ist noch eine Anleihe aus einschlägigen Filmen: Bei ihren Aufträgen diskutieren die Killer Seiten lang ausführlich und intensiv über Markenschuhe und Frauentypen, was für Schmunzler sorgt und eine Reminiszenz an Tarantinos Dialog-Exzesse ist. Überhaupt ist das Szenario von Matz (bekannt durch „Der Killer“ bei Ehapa) nie langweilig und stets originell.

Für die Zeichnungen ist Colin Wilson (Jahrgang 1949) verantwortlich, einer der ganz wenigen, die in beiden Welten zu Hause sind: er arbeitet sowohl für amerikanische als auch für franco-belgische Verlage. Wilson stammt aus der Comic-Diaspora Neuseeland, konnte aber als Comic-Fan und talentierter Zeichner nach einem Intermezzo in England bei „2000 AD“ (wo sonst) in Frankreich Fuß fassen. Schon 1988 erschien bei Feest der SF-Dreiteiler „Im Schatten der Sonne“. Später hatte er ein beeindruckendes Intermezzo als Zeichner der Jugendabenteuer von Blueberry. Es entstanden sechs Alben, bis er sich mit Corteggiani verkrachte und durch Blanc-Dumont ersetzt wurde. In den USA zeichnet er u.a. zahlreiche Star Wars Episoden und das großartige Point Blank, das CrossCult vor zwei Jahren auf Deutsch brachte. Aktuell ist er für Delcourt tätig. Zum Jahresende erscheint dort das Album Jour J. „Blei im Schädel“ erschien zwischen 2003 und 2006 bei Casterman. Es gibt aktuell auch eine US-Ausgabe, außerdem wird von Warner eine Verfilmung des Stoffs in Erwägung gezogen.

Insgesamt eine starke Reihe ohne Schwächen, sieht man mal von der Computer-Kolorierung ab, die manchmal zu glatt und künstlich wirkt. Der Abschlussband wird die Auflösung bringen. Wir warten und sind gespannt wie es ausgeht. Und wer überlebt. (bw)

Text: Matz
Bilder: Colin Wilson
je 56 Seiten in Farbe, Hardcover,
15 Euro

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