Verfolgten wir im letzten Band die Origin Peter Quills, die Streitereien mit seinem Vater und den Kampf der Guardians gegen die Badoon, kommt es jetzt noch viel dicker für die Truppe. Nach einer heftigen Feier (inkl. einem Stelldichein zwischen Iron Man Tony Stark und Gamora) merkt Peter Quill, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er hat Visionen aus Vergangenheit und Zukunft. Hervorgerufen offenbar durch einen Riss im Raum-Zeit Kontinuum. Die Folge daraus könnte sein, dass der Erde, die bisher tabu im Universum war, die Vernichtung droht. Wer außer Thanos könnte dahinter stecken? Quill konfrontiert den Giganten, doch der ist nicht Urheber der Gefahr, er labt sich nur genüßlich daran und hat eigentlich nichts dagegen. Und was hat Angela damit zu tun, jenes seltsame Wesen, das aus dem Nichts, bzw. aus besagtem Riss auftaucht und schnurstracks auf die Erde zusteuert? Die Dame wird von den Guardians auf dem Mond gestellt und scheint mühelos die ganze Truppe vermöbeln zu können, bis man sich endlich besinnt, miteinander zu reden. Dank des Beobachters, der aufklärend eingreift. Mehr darf er ja nicht (Marvel Storys, die mit „ich bin der Beobachter“ beginnen, rocken immer). Denn Angela stammt aus einer Welt, die wir den Himmel nennen, und kennt die Erde nur von Legenden, so wie wir den Himmel. Originelles Gleichnis. Und was weiß eigentlich Tony Stark über den besagten Riss und die daraus resultierende Gefahr für die Erde?
Angela! Der legendäre Engel aus den Anfangstagen von Todd McFarlanes Spawn wird hier erfolgreich ins Marvel Universum integriert. Neil Gaiman veräußerte die Figur, die einst für Spawn Nr. 9 entstand, an das Haus der Ideen (er wird für Marvel auch Miracleman weiterführen – yes!!!) und stand hier für den ersten Auftritt seiner Schöpfung als Berater zur Seite.
Ansonsten wird geklotzt und nicht gekleckert. Denn nichts Geringeres als das Schicksal der Erde steht auf dem Spiel. So lässt dann auch die letzte Seite des Bandes tatsächlich nichts Gutes ahnen und macht heiß auf Band 3. Und auch in puncto Story und Witz gibt die neue Ausgabe gegenüber dem Erstling noch einmal gehörig Gas. Ein originelles Ensemble, das furios in Szene gesetzt ist. Action (der Kampf mit Angela) und ruhige Szenen (das Zwiegespräch zwischen Thanos und Star Lord, mit ungewissem Ausgang) wechseln sich ab. Viele Dialoge sind lakonisch/sarkastisch, kommen furztrocken rüber (schöne Gemeinsamkeit mit den beiden bisher veröffentlichten Trailern). Vor allem Rocket Racoon sorgt immer wieder für Lacher. Doch auch die anderen liefern sich pointierte Wortgefechte. Das Ganze gipfelt mit einer Erwähnung von Belinda Carlisles Heaven is a place on Earth. Die 80er lassen grüßen. Der Zeichenstil ist nicht stilisiert, sondern hübsch realistisch (sofern man das bei einer SF-Superhelden-Space-Opera sagen kann). Dafür sorgen die Italienerin Sara Pichelli und der Franzose Olivier Coipel. Sehr schön: die ganzseitigen Abbildungen der großartigen Sondercover. Die stammen von J. Scott Campbell, Terry Dodson und von Altmeister Milo Manara (Panini Italien macht’s möglich). Klasse Idee auch die Cover im Stile der altehrwürdigen EC Science Fiction Comics (Incredible Science Fiction).
Natürlich – das gehört sich so – bleiben viele Fragen offen. Was macht Angela auf der Erde? Was hat Starlord Peter Quill mit Thanos angestellt? Was weiß Iron Man? Das wird der nächste Band beantworten, der am 12. August erscheint, zwei Wochen vor dem Filmstart bei uns (28. August). Der Band wird Teil des großen Crossover-Events Infinity sein, in dem Thanos eine große Rolle spielt. Wir werden darüber berichten. (bw)
Guardians of the Galaxy, Band 2: Kriegerin des Himmels
Text: Brian Michael Bendis, Neil Gaiman (Beratung)
Bilder: Sara Pichelli, Olivier Coipel, Valerio Schiti, Mark Morales
116 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
9,99 Euro