Jener Batman, mit dem ich aufgewachsen bin, hatte relativ wenig mit dem düsteren, psychopathischen Finsterling des aktuellen, vor allem durch die Dark Knight-Filme propagierten Typus zu tun. Nein, in den 70ern flanierte unser allseits beliebtes Langohr in markant grau-blauem Kostüm gerne auch auf der Straße (und am Tag!) durch Gotham City, half aktiv bei der Polizei aus und betätigte sich in erster Linie als Detektiv, der vor allem gegen das organisierte Verbrechen und nicht gegen übermächtige Gegner anzutreten hatte. Definiert wurde der Look dieser Zeit durch Jim Aparo, dem man analog zu Neal Adams, Mike Mignola und Marshall Rogers nun eine fette Kollektion widmet.
Aparo verlieh in den 60ern schon meinem alten Favoriten Aquaman ein neues Gesicht und startete 1971 in der Reihe The Brave And The Bold, innerhalb derer seit 1955 im Format des team-ups jeweils zwei oder mehrere Charaktere des DC-Universums vor einen Karren gespannt wurden. Als ersten Beitrag lieferte Aparo die Nummer 98, „Mansion Of The Misbegotten“, in der Dauergast Batman mit der Aparo-Figur The Phantom Stranger gegen einen Satanskult antritt. Danach avancierte Aparo zum Stammzeichner der Serie und lieferte bis zu ihrer Einstellung 1983 gemeinsam mit Autor Bob Haney Stories, die den Batman dieser Dekade mit definierten und in Deutschland oftmals als Material der damaligen unsäglichen, aber nostalgisch wertvollen Ehapa-Ausgaben (Batman Sonderheft, Superband, Taschenbuch etc.) das Licht der Welt erblickten.
Der übernatürliche Anstrich der ersten Geschichte bildet die Ausnahme im Reigen dieser Ausgabe – Batman hat es öfter mit Straßenkriminalität (das sehr gute „Warrior In A Wheelchair“, mit Robin, Grüner Pfeil, Grüner Leuchte und Blitzschwalbe), Terrorismus („Pay Now – Die Later!“, mit der leider zu der Zeit nicht amazonenhaften Wonder Woman) oder Industriespionage („A Very Special Spy“, mit Wildcat) zu tun. Der realistische Zeitbezug geht sogar so weit, dass Autor Haney unseren Mitternachtsdetektiv einer bedrohten Kommune innerhalb von Gotham zu Hilfe eilen lässt – die Hippies lassen da grüßen, obwohl „The Commune Of Defiance“ 1972 erschien. Diese Interpretation unseres Helden stellte Ende der Sechziger allerdings eine deutliche Abkehr vom Kasper-Image der dem Hayes-Code geschuldeten clownesken Ausflüge der Fernsehserie dar, in der vom ursprünglichen Gedanken des drohenden, teilweise brutalen Vigilanten nur mehr eine Witzfigur geblieben war.
Den logischen Abschluss fand Aparo dann Ende der 80er, als er mit Autor Jim Starlin den damaligen Robin Jason Todd nach Abstimmung des Publikums durchaus gewaltsam zu Tode brachte. Somit lieferte Aparo (mit Neal Adams) den Brückenschlag, der Frank Millers Dark Knight, aber auch die brillant-finsteren Batman-Filme von Christopher Nolan erst ermöglichte. Der hier vorliegende, gut gestaltete und eingerichtete Band versammelt die US-Ausgaben The Brave And The Bold 98, 100-102 und 104-110. Auch als limitierte Hardvover-Ausgabe erhältlich. (hb)
Batman Collection: Jim Aparo, Band 1 (DC/Panini)
Text: Bob Haney
Bilder: Jim Aparo, Neal Adams
276 Seiten in Farbe
Panini Comics
24,95 Euro (Softcover)
29 Euro (Hardcover)