Die Sechste Waffe, Band 6 (All Verlag)

November 26, 2020

Geisterhaft geht es mittlerweile zu im wilden Westen: Becky Montcrieff hat sich auf der Suche nach den magischen Wummen auf abseitige Wege begeben. Auf den Geisterpfaden verfolgen sie die Skinwalker, Traumjäger, die danach trachten, dass sie nie mehr ins Diesseits zurückfindet. Die wilde Truppe der Waffensucher bringt die delirierende Dame zu einem Indianerstamm unter der Führung von Henri Fournier, wo man versucht, ihr in einem uralten Ritual zu helfen. Becky durchläuft dabei nacheinander verschiedene Parallelwelten, die allesamt zeigen, wie die Welt aussehen könnte, wenn sie kraft der Waffen neu geschaffen worden wäre. Von einer Urzeit-Variante, in der Becky von diversem Kroppzeug attackiert wird, geht es zu einem astreinen Ritterburg-Szenario, wobei es stets darum geht, die mythischen Waffen einzusammeln.

In einer Wildwest-Landschaft, die verdächtig nach ihrer Heimatstadt aussieht, trifft die entsetzte Becky dann auf niemand anderen als Colonel Hume, der in dieser Version der Welt quicklebendig ist und mit seiner Frau und der grauen Hexe Griselda sein übles Spiel treibt. Einstweilen bemühen sich ihre Freunde in der realen Welt redlich darum, ihr die üblichen Skinwalker vom Leibe zu halten. Mit dem Fährtenleser Nidani gelingt es ihnen tatsächlich, die Witwe Hume mit ihren Spießgesellen in ihrem Versteck ausfindig zu machen – und als diese Lumpensöhne eine gewaltige Attacke aus dem Jenseits starten, geht die Indianerin Nidani und ein ehemaliger Schamane namens Schreiende Krähe massiv in die Offensive…

Western goes What if – so etwa könnte man die neuesten Handlungsbögen deuten, auf die Cullen Bunn seine Heldin Becky und ihre Freunde schickt. Was wäre, wenn die Mächte der Finsternis, angeführt vom fiesen Colonel Hume, die Waffen in ihre Gewalt bringen und die Welt tatsächlich so formen würden, wie es ihnen genehm ist? Dazu bemüht man die allseits beliebte Idee des Multiverse, das Becky in Form des „Geistertanzes“ durchläuft: in immer neuen Variationen treten ihr Freunde und Feinde entgegen, immer im Zeichen der Jagd nach den magischen Waffen. Dabei kommt eine gehörige Prise Zauberei ins Spiel, als Cullen Bunn endgültig auch die Ureinwohner ins Geschehen einführt, die in den ersten Handlungszyklen noch bewusst außen vor gelassen wurden.

In der Figur des mächtigen Schamanen Schreiende Krähe – nur noch präsent als geisterhaft lebendiger Kopf – kommt eine furiose Mischung aus Mythologie und Horror ins Spiel, die vor allem in der Inszenierung durch Zeichner Brian Hurtt und Kolorist Bill Crabtree wirkungsvoll zur Geltung kommt. Beeindruckend dabei die durchgängig atmosphärische Kolorierung, die z.B. durch blutiges Rot die alptraumhafte Qualität einzelner Sequenzen beklemmend vermittelt. Eine würdige Ergänzung zur zunehmend mythischen Welt der Sechs Waffen, in denen mit der Mumie Asher auch der Humor nicht zu kurz kommt und die wie immer durch ein ausführliches Interview mit den Machern ergänzt wird, in dem wir z.B. erfahren, dass man wie in der ersten Star Wars-Trilogie pro Episode neue Outfits für die Protagonisten entwarf. Der All Verlag bringt die Hefte 30-35 der Serie in gewohnt hochwertiger Aufmachung. Der Band ist auch wieder als limitierte Vorzugsausgabe (111 Exemplare ) mit signiertem Druck erhältlich. (hb)

Die Sechste Waffe, Band 6: Geistertanz
Text: Cullen Bunn
Bilder: Brian Hurtt, Bill Crabtree (Farben)
160 Seiten in Farbe, Hardcover
All Verlag
19,80 Euro

ISBN: 978-3-96804-006-6

Tags: , , , , , , ,

Comments are closed.