Reset, Band 2 (Splitter)

August 10, 2020

Zweite Chance für die kaputte Erde: der interstellare „Komplex“ schickt 2084 eine ganze Armada von Raumschiffen los, um den heruntergewirtschafteten Planeten zu retten. Ein Schwerpunkt ist dabei das völlig überflutete Paris, in dem Helen den Besuchern, darunter die Ärztin Satie, vielleicht eine Spur auf die grassierende, alles dahinraffende Fieberepidemie geben kann. Bei ihrem alten Bekannten Mr. Damien im hohen Vexin erfährt man, dass die Seuche wohl von einem Ort namens Sonnenstadt ausging, zu dem man sich ohne Zögern aufmacht. Gleichzeitig begibt sich in Texas der Arzt Swann, Saties Verlobter, auf die Suche nach der Ingenieurin Liz Hamilton, die dringend für die Löschung der brennenden Ölfelder benötigt wird, sich aber abgesetzt hat, um ihre Familie zu finden. Swann befreit Liz aus den Händen marodierender Hillbillies und lokalisiert tatsächlich den auf einem Fels gestrandeten leeren Jeep der Hamiltons, wobei er eine schockierende Entdeckung macht: die noch lesbaren Energiespuren legen nahe, dass ein höchst illegaler Dimensionssprung stattgefunden hat, der in die mysteriöse Interzone geführt haben muss.

Einstweilen erreicht Helen mit ihren außerirdischen Begleitern das Städtchen Vermon, die so genannte Sonnenstadt, in der man allerdings nur noch die halb verweste Leiche von Archibald Martin findet, der irgendetwas mit der Krankheit zu tun haben muss. In der zentralen Kuppel bietet sich dann ein Bild des Schreckens: diverse künstliche Intelligenzen haben sich verselbständigt und halten versklavte, halbtote Menschen als Energie-Erzeuger für Drohnen, die stumpf versuchen, jeden Angreifer zu vernichten. In der texanischen Wüste beobachten Swann und Liz einen illegalen Quantensprung, der nur eines bedeuten kann: diverse Angehörige des „Komplexes“ wollen ihren ganz persönlichen Profit aus der Expedition schlagen und sich an den Bodenschätzen und Ressourcen der Erde gütlich halten. In der Tat kommt es innerhalb des Komplexes zu erheblichen diplomatischen Verwerfungen, als die Völker der Skuälls und Thorgons dringlich die Frage nach den steigenden Opfern und auch Kosten der Mission stellen und die Ausbeutung der Erde als „Entschädigung“ fordern… 

Von dem im ersten Band der dreiteiligen Serie vorherrschenden Motiv der „prime directive“, die jeder Trekkie kennt – darf man die Entwicklung einer fremden Welt beeinflussen, selbst wenn es um deren Rettung geht? -, lenkt Fred Duval den Fokus in Teil 2 auf die zwei parallelen Handlungsstränge, die die moralischen und rein praktischen Implikationen der Rettungsmission beleuchten. Die idealistischen außerirdischen Besucher Swann und Satie lernen menschlichen Eigennutz ebenso kennen wie die sich bei jeder Hilfsmission unvermeidlich einstellenden Aspekte wie nüchterne Wirtschaftlichkeit und Aufwiegen der eigenen Verluste. Die Demokratie im Komplex siegt zwar hauchdünn, aber die quantenspringenden Schmuggler und Plünderer deuten schon an, dass auch in den Weiten des Alls Rohstoffe und Profit gefragt sind.

Dazu mischt sich noch jede Menge „Terminator“-Gedankengut, als sich à la Skynet die Maschinen der Erde zu Herrschern aufschwingen und von diversen Algorithmen auf Menschenhatz geschickt werden. Dazu gesellt sich noch durchaus hellsichtig der Themenkomplex der grassierenden Epidemie, was einen fast schon beklemmenden Hauch Aktualität ins Geschehen bringt. Emem inszeniert das Geschehen dabei erneut klassisch franko-belgisch, mit beeindruckenden Landschaftsdarstellungen vor allem in den exotischen Szenen in den Dschungeln der Welten des „Komplexes“. Wir dürfen gespannt sein, welche Wendungen unsere außerirdischen Besucher noch erwarten – Band 3 bringt dem Titel nach die entsprechenden „Offenbarungen“ und ist bereits in Vorbereitung. (hb)

Reset, Band 2: Interzone
Text: Fred Duval
Bilder: Emem
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-379-9

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