Conan der Cimmerier, Band 5 (Splitter)

November 25, 2019
Conan der Cimmerier, Band 5 (Splitter Verlag)

König sein ist manchmal ganz schön anstrengend. Das muss auch König Conan von Aquilonien feststellen, der in seinem Lande doch eigentlich alles richtig gemacht hat: die korrupten Großbürger sind entmachtet, die Steuern sind so niedrig wie nirgends sonst, dem Volk mangelt es an nichts. Dennoch lassen diverse Neider ihren Herrscher in einen Hinterhalt laufen: der Hilferuf eines angeblichen Verbündeten entpuppt sich als Falle, in der Conans ganzes Heer niedergemetzelt wird. Der König selbst fällt seinen Feinden in die Hände, die von ihm Ergebenheit und Gefolgschaft fordern, gegen das generöse Angebot, am Leben bleiben zu dürfen.

Da kennen sie unseren Cimmerier natürlich schlecht, der diese großzügige Offerte massiv von sich weist. Um seinen Willen doch noch zu brechen, sperrt der fiese Hexer Tsotha-Lanti den grimmen Wüterich in die Gewölbe der scharlachroten Zitadelle, wo unsägliche Grauen auf ihn warten. Aber auch hier zeigt sich Conan gewohnt unbeugsam: das angreifende Kroppzeug wehrt er vehement ab, und in Gestalt des alten Pelias findet er sogar einen Verbündeten. Der hat mit Tsotha-Lanti ein ganz eigenes Hühnchen zu rupfen, ist aber auch selbst alles andere als eine Lichtgestalt…

Mit „The Scarlet Citadel“ lieferte Robert E. Howard 1932 die fünfte Conan-Story, die nach vielen Ablehnungen endlich wieder den gewünschten Erfolg im Haus- und Hof-Magazin Weird Tales zeitigte. Nach den eher existentialistischen Ausflügen in „The Frost Giant’s Daughter“ und der übernatürlichen Exotik der „Queen Of The Black Coast“ versuchte sich Howard hier an einer fast schon klassischen Ritter-Erzählung: der gütige König wird von seinen hinterhältigen Feinden, natürlich bestehend aus dekadenten Adligen und Großbürgern, hinters Licht geführt und kehrt am Ende strahlend zurück. Wie schon „The Frost Giant’s Daughter“ ist auch diese Story mit ihren Elementen des Verrats eines Königs inspiriert durch die Nacherzählung des Rolandslieds in Thomas Bulfinchs Mythologien Sammlung.

Durchgängig ist dabei außerdem die Skepsis des überzeugten Einzelgängers Howard gegen jede Form des Absolutismus und des unsäglichen Gottesgnadentums spürbar: er habe seine Herrschaft durch Blut und Tat verdient, wirft Conan seinen Rivalen an den Kopf, allesamt Weichlinge, die nur durch Erbrecht zu ihrem Anspruch auf die Krone gekommen sind. Dabei erweist er sich als durchaus ökonomisch denkend und beglückt das Volk mit niedrigen Steuern – wie das funktioniert, machen diverse Übersee-Präsidenten inklusive Herrn Trumpf ja immer wieder vor. Gleichzeitig durchziehen übernatürliche Horror-Elemente die Erzählung, die in den finsteren Kellern der scharlachroten Zitadelle unsägliches Grauen aus alter Vorzeit in petto hat, das genauso in einer Story des Howard-Freundes H.P. Lovecraft zu Hause sein könnte.

Inszeniert wird die hyborische Sause, bestens inhaltlich gespiegelt, von Luc Brunschwig und von Étienne Le Roux in großzügigem Strich gezeichnet, in dem Conan als König-Artus-lookalike mit wallendem Bart erscheint und wie gewohnt rabiat alles abräumt – teilweise auch durchaus optisch gewalttätig. Somit ein weiterer wunderbarer Beitrag aus der Serie, in der sich jeweils ein Autor/Zeichner-Gespann an einer Howard-Vorlage versuchen darf. Die nächsten Episoden „Schatten im Mondlicht“ und „Der rote Priester“ stehen schon in den Startlöchern. (hb)

Conan der Cimmerier, Band 5: Die scharlachrote Zitadelle
Text: Luc Brunschwig, nach Robert E. Howard
Bilder: Étienne Le Roux
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-206-8

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