Usagi Yojimbo, Band 8 (Dantes Verlag)

September 19, 2017

Nachdem der Dantes Verlag mit den beiden ersten Usagi-Titeln die Lücken in der „Schwarzer Turm Edition“ mit Band 5 und dem Doppelband 6+7 erfolgreich schloss, schwenkt man nun – endlich, möchte man sagen – numerisch und inhaltlich auf die originale Veröffentlichungs-Historie der Paperbacks von Dark Horse Comics ein und bringt mit der Nr. 8 den entsprechenden Band („Shades of Death“) auf Deutsch heraus. Band 1-7 werden nach und nach erscheinen – die Nr. 1 ist bereits für den September angekündigt. Ein mutiges Unterfangen des Verlags, sind doch in den USA bereits aktuell 31 Bände erhältlich. Für stetigen Nachschub wird also reichlich gesorgt sein. Band 8 (im Original bereits von 1997) setzt nach der „Drachenschrei-Verschwörung“ (siehe Schwarzer-Turm-Edition 6+7) ein. Wurden die Vorbände durch Kurzgeschichten, sowie eine epische Erzählung geprägt, vereint die aktuelle Ausgabe erneut kürzere Episoden, sowie erstmals „mittellange“ Storys. Und beides, das sei gleich gesagt, einmal mehr in meisterlicher Manier.

Los geht’s mit „Ein bisschen grün“. Auf sechzig Seiten erzählt Sakai ein Abenteuer, das Usagi einmal mehr mit seinem Kumpel Gen (dem Nashorn ohne Horn) bestreitet. Beide verschlägt es in ein Dorf, das von den Neko-Ninja belagert wird. Was mit einer aussichtslosen Lage beginnt – und dabei an klassische Akira Kurosawa Filme erinnert, bessert sich, als Meister Kakera, das Ziel der Neko-Ninja, vier altbekannte Gesellen herbeibeschwört, die auf die Namen Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo hören. Genau, die Teenage Mutant Ninja Turtles sind wieder mit von der Partie und helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Massive Kampf-Action durchzieht die Story, gewürzt mit gewohnt locker-schnippischen Kommentaren der Turtles. Brillant die folgende Kurzgeschichte: „Jizo“ wird aus einem einzigen Blickwinkel erzählt, wir sehen also lediglich immer nur das Geschehen in ein- und demselben Panel-Ausschnitt, die „Kamera“ verharrt starr. Und ein winziger Strich, der sich nur etwas verändert, sorgt am Schluss für den Clou.

Mit „Shi“ beginnt eine weitere längere Story, die aus zwei Kapiteln besteht. Usagi verschlägt es in das Izumi Tal, dessen Bewohner der korrupte Magistrat Sueoka vertreiben will, um heimlich eine dort entdeckte Goldmine auszubeuten. Vier Berufsmörder, die sich Shi (bedeutet sowohl „vier“, als auch „Tod“) nennen, sollen ihm dabei helfen, haben aber nicht mit Usagi und dessen Kampfkünsten gerechnet. Wieder denkt man an klassische Samurai Epen und/oder bekannte Western-Motive, Stichwort „High Noon“. Einer gegen alle. Machtmissbrauch und Verderbtheit werden in den Figuren des Magistrats und dessen Bruder thematisiert. Pecunia non olet? Manchmal eben doch. Ehe drei lehrreiche Storys aus Usagis Jugend, als er von seinem Sensei ausgebildet wurde (darunter die dreiteilige Episode „Schlachtfeld), den Band beschließen, bekommen die Tokages, die regelmäßig auftauchenden Echsen, die wie kleine Dinosaurier mit Kindchenschema wirken und ausschauen, in einer wortlosen Kurzgeschichte ihren großen Auftritt (Iiep, iiep!).

Egal ob kurz, lang oder mittel – Stan Sakais Usagi-Erzählungen glänzen nicht nur durch ausgeklügeltes und immer abwechslungsreiches Storytelling. Es wird nie langweilig mit „Leibwächter Hase“, wobei das geschichtliche Samurai-Erbe im anthropomorphen Figuren-Gefüge allgegenwärtig ist. Selbst die Ninja Turtles als Gaststars, die sich heutzutage an eine junge Zielgruppe richten, werden vollwertig und sinnvoll in das Geschehen eingebunden. Kein Crossover um des Crossovers willen (tatsächlich erscheint im November beim Dantes Verlag ein Einzelband mit den TMNT und Usagi – schließlich kennen sich Sakai und Kevin Eastman, ein Vater der Turtles, schon ewig). Auch mit Action vergisst und vernachlässigt Sakai nie seine Story, unabhängig von deren Länge, und konzentriert sich statt auf Blut und abgetrennte Gliedmaßen auf den Inhalt. So bietet auch „Im Schatten des Todes“ auf jeder einzelnen Seite ein gelungenes wie kurzweiliges Lesevergnügen. (bw)

Usagi Yojimbo, Band 8: Im Schatten des Todes
Text & Bilder: Stan Sakai
200 Seiten in schwarz-weiß, Softcover
Dantes Verlag
16,95 Euro

ISBN: 978-3-946952-05-3

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