Absolute Zero, Band 1 (Splitter)

Oktober 10, 2011

Eigentlich gehört die neueste Christophe Bec-Reihe bei Splitter zu den ältesten. Der Auftakt des Dreiteilers erschien nämlich in Frankreich bereits 1997 und kann somit als Frühwerk Becs gelten. Zeichnerisch. Denn als Autor fungiert Richard Marazano, der sich später mit ‚Eco Warriors’ und ‚Der Schimpansenkomplex’ (beide ebenfalls bei Splitter) einen Namen machte.

Eine Truppe aus Elitesoldaten (Space Marines) und eine Zivilistin werden in einem riesigen Raumschiff aus dem Kälteschlaf geweckt: Ihre heikle Mission ist die Erkundung einer Forschungsstation namens Siberia auf einem Eis-/Felsplaneten (gut möglich, dass der Planet auch so heisst, das wird nicht kommuniziert). Unter keinen Umständen darf dort Materialschaden entstehen, und so heißt es: Phaser auf Betäubung! Schon bald nach dem Erwachen gibt es Rabatz in der Gruppe, die nicht einmal ein Unteroffizier der Reserve nach 15 Bier so zusammenstellen würde. Denn die besteht aus Individualisten, Haudegen, Eigenbrötlern und Machos – Stress im Endstadium ist also vorprogrammiert. Und entgegen aller landläufigen Klischees entwickelt sich nach dem Eindringen in die vermeintlich verlassene Basis kein lustiges 10-Negerlein-Spiel – kein Alien lauert im Finstren und dezimiert einen Marine nach dem anderen. Schon fast enttäuschend. Stattdessen plätschert die Handlung so dahin: Eine Leiche wird gefunden, ein Marine stirbt (na also, wenigstens einer) und allerlei Fragen türmen sich auf. Vor allem für den Leser: Was ist das für eine Basis? Was ist dort passiert? Warum wird die Einheit geschickt etc.

Was fehlt ist der Fluss in der Handlung. Der rote Faden. Zu viele einzelne Episoden reihen sich aneinander. Und es fehlen Becs allumfassende Mysterien und seine typische larger than life Architektur, die gigantischen Tempel, Bunker und Festungen, die bedrohlich und finster die Szenerie beherrschen.

Die Zeichnungen sind in Ordnung, ja überdurchschnittlich, keine Frage. Immer wieder werden in die Handlung befremdliche Panels eingestreut, die Teufelsfratzen oder Bilder zeigen, und immer wieder wird auf den Roman ‚Der Meister und Margarita’ von Michail Bulgakow angespielt. Auch hier wird sich noch zeigen, wohin dieser Subplot führt. Oft wird auch die Handlung von allgegenwärtigen Kameras wiedergegeben, eine schöne Idee, die an Fake-Dokus wie ‚Blair Witch Project’ erinnert.

Alles in allem ist der Auftakt durchwachsen. Hier und da scheint Becs und Marazanos Talent durch, ein rundes Bild gibt er erste Band aber noch nicht ab. Das Coverdesign stammt übrigens von Denis Bajram, der mit ‚Universal War One’ allen gezeigt hat, was ein genialer SF-Comic ist. Schaun mer mal wie es weiter geht. (bw)

Text: Richard Marazano
Bilder: Christophe Bec
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
13,80 Euro

ISBN 978-3-86869-324-9

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