Hier ist der Titel nun einmal wahrlich Programm: diese spaßige Angelegenheit dreht sich um, ähem, eben Cowboys und Aliens. Und das geht so: wie aus diversen SF-Filmen sattsam bekannt, überfallen außerirdische Lumpensöhne bevorzugt nichtsahnende Bürger einer amerikanischen Kleinstadt, hauen erst mal alles zu Klump und versuchen dann noch vor der Sportschau, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Wäre da nicht ein Fähnlein der Aufrechten, das den Dahergelaufenen nach einiger Unbill aber so was von ordentlich aufs Haupt haut und in letzter Sekunde dafür sorgt, dass die hässlichen Viecher dorthin zurückkehren, wo der galaktische Pfeffer wächst. Alles soweit nicht sonderlich originell – bis auf die Tatsache, dass die Story im Jahr 1897 spielt und die Kleinstadt ein gottverlassenes Nest in dem Amerika ist, durch das eigentlich John Wayne als Marshall reiten sollte. Somit bietet Erfinder Scott Mitchell Rosenberg in Cowboys&Aliens das, was man als high concept bezeichnet – eine Idee, die sich von selbst verkauft.
Und das funktioniert ganz wunderbar: auch wenn die Formel aus so ziemlich allen (wunderbaren) Sci-Fi-Heulern der 50er zusammen geklaut ist, die man als anständiger Mensch einfach kennen und lieben muss, also Earth vs. The Flying Saucers, It Came From Outer Space, Invasion Of The Body Snatchers, The Thing und wie sie alle heißen – was ja auch schon Tim Burton in Mars Attacks so liebevoll gelang! – kommt die Übertragung in ein völlig anderes zeitliches Milieu so frisch und frech daher, dass man das einfach nur noch gut finden kann. Und als sogar der fast schon etatmäßige Satz „Bringt mich zu Eurem Anführer!“ fällt, kann nichts mehr schief gehen. Wenn man will, läßt sich sogar ein halbwegs ernstzunehmender Subtext erkennen: die Aliens überfallen die Menschen genau so, wie die Siedler aus der alten Welt mit den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents umsprangen. Aber, kleiner Tipp: Literatur ist ja nicht zuletzt ein Spiel, bei dem es um die freudige Suche nach der Botschaft geht – also bitte nicht direkt aussprechen, so wie hier, das ist Spielverderberei: „Seltsam aussehende Leute von weit weg…die denken, sie könnten uns einfach von unserer Welt verdrängen, bloß weil ihre Waffen wirkungsvoller sind! (dann, Blick auf zwei Indianer) „Oh. Ähem…ich sollte jetzt wohl besser still sein.“
Kein Zweifel, die ganze Sache ist kalkuliert bis ins Letzte. Scott Mitchell Rosenberg kreierte die Idee schon 1997 für seine Marketing-Maschine Platinum Studios – und auch hier ging es zu wie bei den SF-Filmen der 50er: wurden seinerzeit Ideen und Konzepte teilweise nur auf Basis eines Posters an Produzenten und Kinobesitzer verkauft (weshalb das Poster von Attack Of The 50ft Woman ja auch das Beste am ganzen Film ist!), lancierte Rosenberg die Idee auf Basis einer einzigen Seite, auf der ein Raumschiff einen Cowboy jagte. Die hier vorliegende Graphic Novel aus der Feder von Fred Van Lente und Andrew Foley, gezeichnet von Luciano Lima, erblickte 2006 das Licht der Welt, mit dem einzigen Zweck, als Vorlage für den Film zu dienen, der letztendlich dann auch den Weg in die Kinohäuser fand und derzeit landauf, landab die Multiplex-Geher erfreut. Dass dies der Grund ist, warum Panini jetzt mit Filmcover und der Tagline „Die Vorlage zum Kino-Blockbuster“ diesen Band raushaut, dürfte jedem Gringo klar sein. Aber, wisst ihr was? Wurschd gewese – Spaß macht die trashige Nummer allemal, und wenn man 50er-Invasions-Paranoia-Filme schätzen kann (dass ich dies tue dürfte kaum aufgefallen sein?), dann hat man seine zutiefst diebische Freude. (hb)
Text: Fred Van Lente, Andrew Foley
Bilder: Luciano Lima
112 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
14,90 Euro
ISBN 978-3-86201-194-0