Die Expedition, Band 2 (Panini)

Oktober 9, 2016

Die Expedition, Band 2 (Panini)

Bereits seit sechs Monaten sind Marcus Livius und seine Männer nun unterwegs, immer weiter ins Herz Afrikas, auf Pfaden und in Orte, die noch nie ein Römer betreten hat. Dubaku, ihr eingeborener Begleiter und Führer, spricht inzwischen ihre Sprache (Latein – Respekt!). Einzig das erhoffte Gold und die Edelsteine, also das, was die Männer antreibt, lässt noch auf sich warten. Keine Spur davon. Nahe Dubakus Heimat gerät die Truppe in einen bürgerkriegsähnlichen Konflikt zwischen zwei Blutlinien der Herrschenden. Sie muss sich ergeben, wird gefangen genommen und in die Minen verbracht, um dort für die neuen Herren zu schuften. Aber Römer sind nicht umsonst Römer. Von Anfang an ist Flucht eine beschlossene Sache. Nur über das Wie und Wann herrscht Uneinigkeit. Marcus hat sichtlich Mühe, seine Leute im Zaum zu halten, damit die günstigste Gelegenheit abgepasst werden kann. Die bietet sich, nachdem man sich durch eine Rettungstat den Respekt der afrikanischen Mitgefangenen verdient hat, droht dann aber doch aus dem Ruder zu laufen…

Andere Länder, andere Sitten. Ein simpler Spruch, der immer gilt. Und auch in allen Zeiten. Waren es die Römer bisher mit einer beinahe faschistoiden Selbstverständlichkeit gewohnt, auf der Seite der Sieger, der Eroberer zu stehen, dreht das tiefe Afrika, das unbekannte Land Niangara, den Spieß nun um. Marcus Livius und seine Männer, eigentlich auf der verheißungsvollen Suche nach Gold, Reichtum und damit Ruhm, werden zu passiven Gefangenen in einem regionalen Konflikt und müssen sich plötzlich in Demut und Geduld üben. Und in Vertrauen. Beides fällt ihnen sichtlich schwer. Dubaku wird stets als Außenseiter betrachtet, wird immerzu kritisch beäugt und an seiner Loyalität gezweifelt. Nicht nur einmal fragen sich die römischen Gefangenen – in ihrem Selbstverständnis empfindlich gestört – wer denn nun die eigentlichen Eroberer in dem Spiel sind. Am Ende siegt dann doch die angestammte Mentalität. Vorerst und auch nur fast.

Nachdem Band 1 verheißungsvoll von dem Fund des Unbekannten und dessen Schätze profitierte und dadurch die Spannung vor der Reise in die Fremde in sich trug, geht Band 2 nun in medias res. Die Reise ist bereits verhältnismäßig weit fortgeschritten, wenn auch bisher ergebnislos. Man ist angekommen in Schwarzafrika. Und es ist den Römern nicht wohl gesonnen, weist ihnen eine ungewohnte Rolle zu. Was den Reiz des Bandes ausmacht. Zeichnerisch zeigt die Arbeit Marcelo Frusins Licht und Schatten. Wieder erinnern seine Gesichter an diverse Conan-Zeichner (wie die Buscema Brüder oder Ernie Chan), oder bleiben manchmal skizzenhaft und damit schwer den Charakteren zuordenbar. Kann er farblich Akzente setzen, werden diese Schwächen ausgeglichen (v.a. im ersten Teil vor der Gefangenschaft) und es entstehen ausdrucksstarke Panels. Bei den Szenen im Bergwerk herrscht bisweilen eine – vielleicht auch gewollte – Monotonie. Trotzdem verbleibt in der Reise in das Herz der Finsternis (das Verhalten und Aussehen von Tiberius erinnert direkt an Colonel Kurtz) noch genug Potenzial, um neugierig auf Band 3 zu sein. Denn wir wollen ja auch wissen, wie es Marcus Livius ergangen ist bis er schließlich Jahre später den Weg zurück nach Theben geschafft hat. (bw)

Die Expedition, Band 2: Der Aufstand Niangaras
Text: Richard Marazano
Bilder: Marcelo Frusin
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Comics
14,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-818-8

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