Centaurus, Band 2 (Splitter)

Juli 10, 2016

Centaurus, Band 2 (Splitter)

Nachdem das Weltenschiff nach einer 400 jährigen Reise Vera, die vermeintliche neue Erde, erreicht hat, beginnt ein Team, den Planeten zu erforschen. Es besteht aus Wissenschaftlern, Technikern und den Zwillingen Joy und June. June ist blind, besitzt aber eine seherische Gabe, von der man, vor allem hinsichtlich eventueller drohender Gefahren, hofft, sie gewinnbringend einsetzen zu können. Und dann ist da noch Bram, Freund der Zwillinge und ihr Aufpasser. Keine geistige Leuchte, der sich aber als hilfreicher Pragmatiker erweisen wird. Die Erkundung der gigantischen Ruinenstadt und deren Umgebung birgt für die Gruppe seltsame Begegnungen und unerklärliche Phänomene. Man trifft auf kleine Alien-Männchen, einen riesigen fliegenden Oktopus, auf eine schwebende Kugel. June warnt vor einer diffusen Gefahr, die sich als menschliches Gesicht an einer entfernten Wand manifestiert. Man stößt auf eine Flotte verrotteter fliegender Untertassen und fragt sich, was für eine Zivilisation einst hier bestand und was aus ihr wurde. Schließlich kommt es zu völlig unerwarteten (und unlogischen) Begegnungen und Entdeckungen, die sowohl das Team als auch den Leser vorerst ratlos zurücklassen…

Erklärt wird hier erstmal gar nix. Vielmehr lassen Leo und Rodolphe den Leser den ganzen Band über staunen und grübeln. Die Erkundung Veras, bzw. der Ruinenstadt, bietet kuriose Begegnungen, die zuerst wie aus einem Sammelsurium von Motiven aus der Science Fiction entnommen zu sein scheinen. Kleine grüne – nein graue – Männchen, alle gleich. Dann ein pulpiges Space-Monster und schließlich sogar fliegende Untertassen, die ausschauen, als hätte man die titelgebenden Requisiten aus Ray Harryhausens „Earth vs. Flying Saucers“ wiederentdeckt. Unerklärliche Phänomene wie die schwebende Kugel oder das Gesicht an der Mauer passen dann wieder in Leos SF-Kosmos. Als die Truppe gegen Ende des Bandes auf (uns) vertraute Kuriositäten trifft, die so gar nichts mit SF zu tun haben und man sich beinahe in Christophe Becs „Prometheus“ wähnt, scheint zumindest eines klar: die Autoren verfolgen mit den skurrilen Begegnungen einen Plan. Nur welchen? Auf jeden Fall muss auf Vera so einiges im Argen liegen. Denn nichts passt zusammen. Halluziniert man gar, wie einst die Kolonisten in Bradburys Mars-Chroniken?

Im Gegensatz zu „Namibia“ und „Antares“ lassen Leo und Rodolphe hier keine starke Heldin agieren, sondern gleich eine ganze Gruppe, in der die Zwillinge und Bram im Mittelpunkt stehen. Und die benimmt sich bei der Planetenerkundung wie der Elefant im Porzellanladen. Die Aliens (?) werden vorsorglich verscheucht. Monster werden gekillt und Viecher, die halbwegs vertraut und friedlich ausschauen, dienen zur Verpflegung der Truppe und landen zur Freude aller auf dem Grill. Naivität allenthalben, die sich bestenfalls durch die 400-jährige Isolation im Weltenschiff erklären lässt. Dabei dürfen wir die Parallel-Handlung nicht vergessen, die zusätzlich Spannung aufbaut. Wer war oder ist der geheimnisvolle Fremde, der vor etwa 20 Jahren von außen in das Weltenschiff eindrang und der an der Zeugung von völlig unterschiedlichen Zwillingskindern wohl nicht ganz unbeteiligt war? Droht Gefahr von innen? Schließt sich bei Joy und June mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten hier ein Kreis? Band 3 wird es zeigen und Erklärungen liefern. Vielleicht. Oder weitere Verwirrung bringen. Egal. Denn Leo, Rodolphe und Janjetov liefern hier großartige, spannende Science Fiction ab, die mal wieder Lust auf mehr macht. (bw)

Centaurus, Band 2: Fremde Welt
Text: Leo, Rodolphe
Bilder: Zoran Janjetov
48 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN 978-3-95839-188-8

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