Tex: Auf eigene Faust (Panini)

Mai 2, 2016

Tex, Band 2 (Panini)

Besuch bei Freunden. Tex Willer, Texas Ranger, ist auf dem Weg zur Ranch der Familie Colters, alte Bekannte von ihm. Doch wenige Stunden vor seinem Eintreffen geschieht dort ein Massaker. Vier Gauner ermorden Vater und Mutter Colter und deren Tochter Lena, legen Feuer und suchen das Weite. Als Tex eintrifft, kann er die Opfer nur noch begraben und schwört, die Schuldigen zu finden und zu bestrafen. Er heftet sich gleich an die Fersen der vier, bleibt aber nicht unentdeckt. Schlimmer noch: er gerät in einen Hinterhalt und wird derart malträtiert, dass man ihn für tot hält. Was sich später als großes Plus herausstellen wird. Denn Tex überlebt und spürt bald den ersten der Schurken auf, die sich in Sicherheit wiegen und inzwischen getrennte Wege gehen. Der ist der Bruder des skrupellosen Geschäftsmannes Barrett, der das Städtchen Big Creek in seiner Hand hat. Die nächsten drei auf Tex‘ Liste sind ein Revolverheld, der seine Ex-Freundin in ein verlassenes Minendorf entführt, ein Krimineller, der aus zuerst unerfindlichen Gründen von einem zwielichtigen Sheriff gedeckt wird und ein brutaler Indianer, der selbst bei seinem eigenen Stamm nicht gerade den besten Ruf genießt.

Wie beim ersten Tex-Sonderband „Der letzte Rebell“ stammt die Story wieder von Claudio Nizzi. Hier lässt er Tex nach der ersten beinahe tragischen Konfrontation mit den Schurken einen nach dem anderen „abarbeiten“, was die Handlung unterteilt und abwechslungsreich macht, da stets neue Situationen entstehen. Dadurch präsentiert der Band einen repräsentativen Querschnitt durch das gesamte Genre, wobei man dem Italo-Ableger näher ist, als dem klassischen John Wayne Western: eine Stadt, die von einem verbrecherischen Geschäftsmann beherrscht wird. Überfall auf eine Kutsche. Saloon-Schlägereien. Ein korrupter Sheriff. Unterschlupf in einer Geisterstadt. Diverse Duelle, Showdowns, Finten und Hinterhalte. Und natürlich Indianer (bei denen Tex als Adler der Nacht bekannt ist), inklusive Messer-Kampf zwischen Held und Schurke. Dazu kommen überraschende Verwandtschaftsbeziehungen und etliche Schießereien.

Klassisches Western-Motiv

Klassisches Western-Motiv

Der zweite Tex-Band von Panini ist im Gegensatz zu Band 1 keine deutsche Erstveröffentlichung. Die besorgte bereits 2002/2004 der Verlag Kult Editionen, der die Story in vier Einzelalben unter dem Titel „Die gnadenlosen Vier“ herausbrachte. Als Zeichner konnte der italienische Bonelli Verlag mit dem Amerikaner Joe Kubert (1926-2012) einen echten Veteranen gewinnen: Kubert war seit den vierziger Jahren im Comic-Geschäft, zeichnete später für DC und Marvel und wurde u.a. durch den Kriegs-Comic „Sgt. Rock“ bekannt. Später sorgte er mit seinen sehr persönlichen Graphic Novels „Yossel“ (Ehapa) und „Fax aus Sarajewo“ (Carlsen) für Furore. Auch sonst hat er sich um den Comic verdient gemacht: er gründete 1976 die „Joe Kubert School of Cartoon and Graphic Art“ und seine Söhne Adam und Andy sind ebenfalls seit Jahren renommierte Superhelden-Zeichner.

Wie auch Colin Wilson bei Band 1 zeigt Kubert hier nicht seinen größten Detail-Reichtum. Das mag der schieren Menge an zu zeichnenden Seiten geschuldet sein, vielleicht auch dem Zeitdruck. Einzelne Darstellungen wirken ungelenk, was v.a. an den Gesichtern auszumachen ist. Trotzdem haben wir hier einen echten Kubert. Auf den zweiten Blick offenbaren die Panels, wie sehr Kubert das Western-Genre und dessen Klischees verinnerlicht hat, was sich an bekannten Motiven zeigt: Tex vor den Gräbern, im Hintergrund das Feuer. Tex im verregneten Showdown. Tex als einsamer Reiter usw. Dazu kommen actionreiche Panel-Abfolgen mit diversen Änderungen der Einstellungen: wie im Film wechseln Totalen mit Close-Ups, wenn es die Dramatik erfordert. So ist die Story höchst unterhaltsam zu lesen, die Tex nicht davon abhält, dem einen oder anderen Schurken den Garaus zu machen und die auch mal den „schmutzigen“ Western zeigt. Band 3 ist für den November geplant und wird eine brandneue Tex-Story von keinem Geringeren als Paolo Eleuteri Serpieri enthalten. Als Bonus gibt es hier Skizzen und Tuscheseiten sowie ein Vorwort von Kuberts Sohn Adam. (bw)

Tex: Auf eigene Faust (Band 2)
Text: Claudio Nizzi
Bilder: Joe Kubert
240 Seiten in Farbe, Hardcover
Panini Verlag
29,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-595-8

Tags: , , , , , , , ,

Comments are closed.