Highway to Hell (Panini)

Juli 14, 2015

Highway to Hell (Panini)

Köpfe werden rollen! Das gilt überaus wörtlich, als sich die beiden Special Agents Isaac Brew und Jayesh Mirchandani (seines Zeichens mit standesgemäßer indischer Kopfbedeckung) daran machen, eine Serie von Morden aufzuklären, die sich entlang der Route 5 durch die amerikanische Provinz zieht. Die beiden Herren, die von ihrem Arbeitgeber gerne für absonderliche Fälle eingesetzt werden, nehmen die Fährte auf und entdecken alsbald grauenhaft zugerichtete Leichen, deren Köpfe abgetrennt und dann in einer kleinen Sammlung im finstren Tann ausgestellt sind. Natürlich vermutet man sofort einen durchgeknallten Einzeltäter oder auch einen Kult, aber als die beiden einem brennend verdächtigen Truck zum nächsten Tatort folgen, warten gleich mehrere handfeste Überraschungen: in einem verfallenen Haus macht sich ein finsterer Unbekannter in offenkundig selbst gefertigter Rüstung nicht etwa über ein wehrloses Opfer her, sondern wirft sich einem Halbwesen entgegen, das auch die FBI-Agenten anfällt und Mirchandani ordentlich beißt. Und anstelle die Verfolger abzumurksen, macht der vermeintliche Killer dem Monster den Garaus, das sich alsbald wieder in einen Menschen zurückverwandelt.

Mirchandani leidet in der Folge erheblich unter seiner Verletzung, die ihn, so die Vorhersage des düsteren Dusker, ebenfalls in einen Werwolf verwandeln wird. Gemeinsam mit Duskers Gefährtin Littie findet Brew Unterschlupf und erfährt schließlich die grausige wie erstaunliche Wahrheit: Dusker gehört zur uralten Sippe der Verdunkler, die jeweils einer kleinen Gruppe von monströsen Wesen zugeteilt sind, um diese in Schach zu halten. Aber Dusker stört dieses prekäre Gleichgewicht und greift das Kroppzeug immer frontaler an – nebst Enthauptung, weil dies das einzig wirklich effektive Mittel ist, die Kreaturen in die Hölle zu schicken. Das nimmt ihm die nur scheinbar kindliche Marion sehr übel, die einen furchterregenden Tross von Horrorgestalten gegen Dusker, Littie, die FBI-Agenten und die lokale Mitstreiterin Ramirez in die alles entscheidende Schlacht schickt…

Mit ‚Highway To Hell‘ legt Panini eine fulminante Eigenproduktion vor, für die ein kreatives Team aus illustren italienischen Namen unter der spaßigen Bezeichnung Italian Job Studio gemeinsam verantwortlich zeichnet. Als Basis dient die Erzählung „Il Tramontatore“ von Davide Dileo, durchaus emsig aktiv als Roman-Schreiberling und Kopf der italienischen Rock-Kombo Subsonica, die in den Händen von Victor Gischler bestens aufgehoben ist – immerhin kennt dieser Herr als Autor von Deadpool, Punisher und Buffy das harte Noir-Genre bestens. So finden sich denn auch viele Querverweise auf Traditionen der modernen Düster-Klassiker, angefangen von den X-Files (die beiden für seltsame Fälle abgestellten FBI-Agenten) über H.P. Lovecraft (das allseits bedrohende Monsterzeugs) bis hin zu Buffy (der seit Anbeginn der Zeit existierende Jäger, der die Mächte der Finsternis zu bannen versucht) und Freitag der 13. (der Unhold mit der Maske und einer Machete).

Brew und Mirchandani wirken dabei wie einem typischen Buddy-Cop-Streifen der 80er entsprungen, komplett mit comic relief-Kontrasten zwischen dem abgehalfterten, Hot Dogs mampfenden Ami und dem vegetarisch lebenden Inder. Riccardo Burchielli (u.a. Northlanders, Conan, Batman) inszeniert das finstere Geschehen oft drastisch und schreckt nicht vor expliziter Gewaltdarstellung zurück, die starke Nerven erfordert und mehr als einmal in ihrer apokalyptischen Qualität auch optisch den Cthulhu-Mythos heraufbeschwört. Besonders spannend wirkt das allerdings im Kontrast mit den Zeichnungen von Francesco Mattina (u.a. War Machine, Spiderman 2099), dessen eher gemäldehafter Stil mit starker Licht/Schatten-Akzentuierung bei Rückblenden und den beigefügten Covers effektvoll eingesetzt ist. Ein makabres Leseereignis – nichts für zartbesaitete Gemüter (nicht umsonst empfohlen ab 18), aber mitreißend und im positiven Sinne überraschend. Wer solche Pferde im Stall hat, kann auf US-Übersetzungen doch fast verzichten… nicht ganz, aber gerne Originalmaterial in dieser Qualität. (hb)

Highway to Hell – Kopflos in die Hölle
Text: Davide Dileo, Victor Gischler
Bilder: Riccardo Burchielli, Francesco Mattina
148 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
18,99 Euro

ISBN: 978-3-95798-297-1

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