Happy! (Panini)

Juni 28, 2014

Happy!

Nick Sax war mal Polizist. Ein guter. Jetzt tötet er für Geld. Am liebsten Gangster. Aktuell, noch kurz vor Weihnachten, hat er es auf die Fratellis abgesehen, Mit einem Trick bekommt er die drei Brüder zusammen, um sie zu erledigen. Doch etwas geht schief. Ein vierter Fratelli ist da und der verletzt Sax schwer, ehe er selbst doch auch ins Gras beißt. Aber dafür hat Sax jetzt die Mafia samt korrupter Polizei am Hals.

Bis hierhin läuft der Band gut. Ein abgefuckter hardboiled Noir Detective, sarkastisch, hart im Nehmen, brutal, leicht durchgeknallt und lebensmüde. Ein Einzelgänger. Kennen wir. Mögen wir. Aber jetzt wird’s – sagen wir mal – kurios. Denn im Krankenhaus erscheint Nick ein Wesen. Ein kleines, blaues, fliegendes Pferd namens Happy. Eine seltsame Mischung aus Pokémon und Filly-Gaul, im perfekten Kindchenschema gestaltet. Und unweigerlich fragt man sich, was die Autoren Morrison und Robertson denn beim schreiben und zeichnen geraucht haben. Aber es wird noch besser: Happy bezeichnet sich als imaginären Freund und möchte, dass der ungläubige Nick (der Happy als alleiniger sehen kann) bis Weihnachten eine gewisse Hailey rettet. Happy ermöglicht Nick schließlich die Flucht aus dem Krankenhaus vor Mafia und Polizei. Es beginnt eine Hatz durch die nächtliche, vorweihnachtlich verschneite Stadt und durch menschliche Abgründe. Mit einem Nick, der erst so gar nicht weiß, wie ihm geschieht. Bis klar wird, wer Hailey ist. Dann nimmt die Story noch mehr an Fahrt auf und Nick hört Happy endlich zu.

Die Geschichte ist sauber konstruiert und aufgebaut. Hart und spannend. Finster in Szene gesetzt (spielt fast nur nachts) von einem hervorragend aufgelegten Darick Robertson (Transmetropolitan), der bei seinen Zeichnungen im Vergleich zu The Boys noch eine Schippe Details drauf legt. Die Handlungsstränge offenbaren irgendwann ihre Bedeutung, fügen sich nach und nach zu einem runden Ganzen und sorgen für Überraschungen: die korrupte Ex-Kollegin, Nicks Vergangenheit, die ihn einholt. Und wessen imaginärer Freund ist Happy? Schließlich mündet die Story in ein blutiges Finale, das dem von Taxi Driver alle Ehre macht. Wenn nur das blaue Vieh nicht wäre. Zwar sind Happys Auftritte dosiert, so dass er dem Leser nicht zu sehr auf den Keks geht, aber irgendwie ist diese komische Dreingabe zur Story, die das eigentlich Originelle doch ausmachen soll, befremdlich. Zwar gibt es einige Anklänge an Dickens’ Scrooge und diverse Weihnachtsgeister, aber trotzdem bleibe ich als Leser ob der kuriosen Figur etwas ratlos zurück. Und Morrison und Robertson lachen sich ins Fäustchen und nehmen noch einen Zug. Von was auch immer. (bw)

Happy himself...

Happy himself…

Happy!
Text: Grant Morrison
Bilder: Darick Robertson
132 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16,99 Euro

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