Batman / Santa Claus (Panini)

Dezember 11, 2024
Batman/Santa Claus: Stille Nacht, blutige Nacht (Panini Comics)

Fröhliche Weihnacht überall? Weit gefehlt: in Gotham fällt grausiges Vampir-Kroppzeug über arglose Passanten her. Batman und Sohnemann Damian im Robin-Gewand sind heilfroh, als sich die Zauberin Zatanna ins Geschehen einschaltet. Gemeinsam findet man heraus, dass die Viecher aus dem eisigen Norden stammen und auf den klingenden Namen Draugr hören. Als die Sache überkocht, naht Hilfe in gänzlich unerwarteter Form: mit rotem Mantel, Rauschebart, Rentier Prancer und vor allem Holzpflock schießender Armbrust nimmt sich niemand anders als Santa Claus die Angreifer vor.

Der gar nicht so gütige Herr eröffnet den Helden, wer hinter der Sache steckt: sein ehemaliger Kompagnon Krampus zeigt sich durchaus angesäuert und lässt allerlei Monsterzeug auf die Erde los, das der Chef eingefangen und festgesetzt hatte – Ziel: Weihnachten soll zum Fest des Grauens werden. Dagegen hat die versammelte Heldenschar der Erde bis hin zu Superman jede Menge einzuwenden: so ziemlich alles, was Rang und Namen hat, wirft sich dem Kroppzeug entgegen, das in Form von Harpyien auch London überrennt, wogegen Miss Martian, Green Arrow, Black Canary, Hawkgirl und Green Lantern massiv vorgehen. Batman ruft alle Heroen zum Kriegsrat und wird von einem Elfen namens Peppermint Jon zu Santa geführt, der der Sache mit Hilfe seiner neuen Mitstreiter direkt auf den Grund gehen will…

Die Helden des DC-Universums hatten es ja schon mit mancherlei wunderlichem Team-Up zu tun, vom Terminator und Aliens bis hin zu den Teenage Mutant Ninja Turtles und Judge Dredd durften Superman, Batman & Co. schon gegen bzw. an der Seite von so ziemlich jeder Figur der Popkultur antreten. Wer nun denkt, dass die Sache mit dem Weihnachtsmann persönlich etwas überreizt wird, sei hiermit eines Besseres belehrt: Auftritte von Santa Claus sind bei DC keinesfalls eine verrückte Idee neueren Datums.

Schon 1940 traf Superman in „Superman’s Christmas Adventure“ auf den Rauschebart, 1947 folgte ein Cameo in US-Batman 39, worauf sich noch viele weitere Crossovers und Zusammenarbeiten anschlossen, von Kuriositäten wie dem DC-Special 21 „Super-Star Holiday Special“, in dem ein gewisser Frank Miller sein Batman-Debut gab, bis hin eher ruppigen Abfahrten wie dem „The Lobo Paramilitary Christmas Special“ von 1992 (wir erinnern uns bei diesem 90er-Phänomen gerne an die Ausgaben aus dem seligen Dino-Verlag), in dem der intergalaktische Kopfgeldjäger den Weihnachtsmann killen will (was sonst?).

Somit ist die Idee nicht neu, aber die Umsetzung von Jeff Parker (u.a. Batman 66) verwendet einen originellen Kniff: Santa wird hier in die handelsübliche Chronologie eingeführt, in der Alfred tot und Batmans Sohn Damian Robin ist. Wayne Manor ist zerstört, die Bathöhle ist ein verlassener Bahnhof – und als Hintergrund zu Santa spinnt Parker eine elegante Origin-Story, die aus dem Umfeld eines uns wohl bekannten Donnergottes entliehen scheint: der „echte“ Santa ist hier ein Nordmann, der den Asen beim Kampf gegen diverse Viecher unter die Arme griff und dafür im sagenumwobenen „Geheimen Tal“ wohnen darf. Der Sidekick Krampus trug dazu bei, ungezogene Kinder und auch Erwachsene zu erschrecken, als Dank schnitzte Santa Spielsachen, was er alsbald an seine Werkstatt der Elfen auslagerte, nachdem das Auftragsvolumen deutlich zunahm.

So verpackt Parker die Santa-Mythologie treffend und fügt die beiden Figuren nahtlos im Heldenduktus ein, während sich jede Menge humoristische Seitenhiebe finden: so etwa kennt Santa die Herkunft jeder Person und sagt dies auch jedem auf den Kopf zu: „Kent, Smallwood. Du hast mir auch mal geschrieben. Du wolltest eine ‚neue Kaffeemaschine für Ma und Pa‘.“ Auch Weihnachtslieder webt Parker gekonnt ein, etwa als Santa einen Lausebengel ermahnt: „Ich weiß, wann Du schläfst und wann Du wach bist. Von nun an bist zu besser artig“, was sehr nach den Zeilen „He sees you when you’re sleeping, he knows when you‘re awake, he knows if you’ve been good or bad, so be good for goodness sake” klingt, die wir natürlich getreulich aus „Santa Claus is coming to town“ von Bing Crosby kennen (und nebenbei notieren, dass das in der Tat eine ganz hübsche Überwachung ist).

Zeichnerisch inszenieren Michele Bandini, Stephen Segovia und Trevor Hairsine die Sache im sehr klassischen Helden-Look, in dem fast die ganze Galerie auftreten darf, was jedem Freund der klassischen und modernen Gerechtigkeitsliga ein Strahlen ins Gesicht zaubern sollte. Der vorliegende Band enthält die komplette Miniserie, die 2024 unter dem Titel „Batman/Santa Claus: Silent Knight“ in vier Ausgaben erschien. Wer will, kann auch hier zu einer auf 250 Stück limitierten Hardcover-Variante greifen (siehe rechts). Wir sind damit vorfreudig aufs Fest und sagen: ho ho ho! (hb)

Batman / Santa Claus: Stille Nacht, blutige Nacht
Text & Story: Jeff Parker
Bilder: Michele Bandini, Stephen Segovia, Trevor Hairsine
112 Seiten in Farbe, Softcover
Panini Comics
16 Euro

ISBN: 978-3-7416-4007-0

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