Atalante – Die Legende, Band 2 (Splitter)

Februar 16, 2014

Atalante, Band 2

Vorhang auf für die nächsten Abenteuer der kleinen Atalante! Verstroßen von ihrem Vater, aufgewachsen unter Walddryaden und Satyren, immer unter der Obhut der streitbaren Göttinnen Artemis, Athene und Hera, gesegnet mit der Gabe die Sprache der Tiere zu verstehen, und belegt mit dem Fluch, sich niemals verlieben zu dürfen. Unter dem Strich: irgendwie gut, aber doch mit diversen Haken.

So macht die Holde sich mit Jason und seinen Arroganten (das erkläre ich jetzt nicht nochmal) auf den Weg nach Kolchis, um dort das Goldene Vlies zu stibitzen. In diesem Band erfahren wir auch, warum Jason denn überhaupt so scharf auf diesen Kittel ist: durch eine List seines Bruders um seinen Thronanspruch über die Stadt Iolkos gebracht, wuchs der kleine Diomedes seinerseits beim Zentauren Chiron auf, mit dem sich Atalante in Teil 1 ein rasantes Wettrennen lieferte. Unter der Führung von Athene gelangt der erwachsene Diomedes, mittlerweile genannt Jason, nach Iolkos zurück und legt den Schwur ab, seinem Bruder im Austausch für den Thron das Goldene Vlies zu bringen. Auf See geht dann aber natürlicherweise keineswegs alles glatt, wie man das aus der griechischen Mythologie ja schon kennt: Delphine und schließlich ein riesiger Wal weisen den Argonauten den Weg nach Lemnos, wo sie vor eine betörende Aufgabe gestellt werden – die hiesige Damenwelt hat mit Poseidon paktiert und sich ihrer Männer samt und sonders entledigt, weil die sich getreu der alten Wahrheit „Männer sind Schweine“ gehörig daneben benommen hatten. Problem: woher jetzt Kinder nehmen? Die Mannschaft der Argo willigt nur allzu gerne ein, hierbei zur…ähm Hand zu gehen.

Atalante hat damit verständlicherweise wenig im Sinn und findet die junge Nautiliaa, die ihr berichtet, dass die Meereswesen, die das Schiff zur Insel führten, nichts anderes seien als die von Poseidon verwunschenen Lumpensöhne. Und dabei waren wohl auch einige wenige, die gar nicht so übel schienen (wer sagt, dass Mythen unrealistisch sind?), weshalb sie Atalante darum bittet, bei der ebenfalls verzauberten Alcyrrhoe ein gutes Wort einzulegen. Die ist zwar mittlerweile eine fette Krake (also nicht im übertragenen Sinne, sondern echt), aber lässt sich dennoch erweichen, den Geliebten von Nautiliaa zurückzuverwandeln – gegen eine kleine Gegenleistung, versteht sich. Damit zieht man sich dummerweise jedoch den Zorn des Poseidon zu, der das Ganze schon gerne so hätte wie er es verfügt hat – und so durchpflügen am Ende zwei Delphine die Wellen und sind so doch auf eigentümliche Weise vereint. Was Atalante wie eine Nacht vorkam, entpuppt sich bei ihrer Rückkehr aufs Schiff als ein ganzer Sommer, in dem die Männer der Argo die Lemoninnen (Zitrönchen?) ordentlich durchgenudelt – Entschuldigung – beglückt haben. Und so sticht man wieder in See, weiter Richtung Kolchis…

Auch Band 2 der von Splitter wieder aufgelegten Serie, deren erste drei Bände schon 2001 im Carlsen Verlag erschienen, besticht durch seine zauberhafte graphische Gestaltung, die in enger Anlehnung an Zeichentrickfilme zwar einerseits im Gefolge der Disney-Funny-Tradition steht, andererseits aber durch knisternde Erotik aufgeladen ist. Mehr noch als im ersten Band kann/konnte sich Meister Didier Crisse hier vor allem bei der Darstellung der Meeresflora und –fauna austoben, was er in lyrischen, großflächigen Zeichnungen der Delphine und des gigantischen Wals umsetzt. Ein wunderbarer Rausch der Tiefe, der durch eine deutlich schmissigere und stringentere Handlung als Teil 1 überzeugt. Band 4 ist mittlerweile ebenfalls bereits erschienen, wir gedulden uns und harren auf die Neuauflage der dritten Episode „Die Wunder von Samothraki“. (hb)

Atalante – Die Legende, Band 2: Nautiliaa
Text & Bilder: Didier Crisse
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
14,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-535-9

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