Die alten Knacker, Band 7 (Splitter)

Januar 12, 2023
Die alten Knacker, Band 7: Heiß wie das Klima (Splitter Verlag)

Picknick der Freundschaft und des Miteinanders. Klingt gut, entpuppt sich aber bald als Mogelpackung. Denn auf dem Fest, das Bürgermeister Larquebuse hier in Montcoeur vollmundig ins Leben gerufen hat, um die Gemeinschaft zu stärken, fehlen die vielen Landarbeiter, die illegal in der Gegend sind und die für billiges Geld als Erntehelfer auf den Obstplantagen arbeiten. Misstöne, die das Fest dennoch nicht sonderlich stören, bis, ja bis Mimile und die alte Berthe auftauchen. Dann wird’s turbulent. Wie auch in Paris – dort nehmen Pierrot und Antoine und damit zwei Drittel der alten Knacker bei einer Großdemo teil. Während Antoine mit seinen Gewerkschafts-Kollegen weiter hinten brav marschiert, steht Pierrot mit seiner anarchischen „Augenlos und frei“-Rentnergang an vorderster Front. Dennoch büsst Antoine ein und muss das sich abzeichnende Abenteuer im Rollstuhl bestreiten.

Denn gerade ist der alte Garan-Servier gestorben, der Patriarch des Pharmakonzerns und gleichzeitig größter Arbeitgeber in Montcoeur (wir kennen ihn aus Band 1, der ehemalige Chef von Antoine), was nur der Auftakt von dramatischen Ereignissen ist: Kurz nachdem Berthe aufgrund ihrer Picknick-Aktion mit der Polizei Bekanntschaft machen musste (und umgekehrt) brennt ihr alter Hof ab und das Feuer greift auf die Garan-Servier Fabrik über und vernichtet große Teile des Komplexes. Eine Katastrophe für den Ort. Es riecht nach Brandstiftung. Doch von wem? Berthe? Oder doch die Illegalen? Ob sie es wollen oder nicht – bald stecken die alten Knacker mitten in der Sache drin…

Nach dem etwas konstruiert wirkenden Südamerika Abenteuer im letzten Band sind die drei betagten Herren wieder in der Spur. Die Geschichte spielt bis auf den Paris Ausflug zu Beginn (auf den am Ende wieder clever Bezug genommen wird) in ihrer Heimat Montcoeur. Autor Wilfrid Lupano bringt dabei wieder altbekannte Charaktere ins Spiel (auch die Videospiel-Jungs sind wieder von der Partie, diesmal in einer größeren Rolle) und greift auf Geschehnisse in den Vorbänden zurück. Die alte Berthe – wie immer knorrig und notorisch schlecht gelaunt – stiehlt dabei allen die Schau. Ihre Beweggründe für ihren spektakulären Picknickauftritt behält sie stur für sich. Und auch sonst spricht sie wenig und wenn, dann meckert sie. Und nimmt nie ein Blatt vor dem Mund, ungeachtet der drohenden Konsequenzen, was zu witzigen Situationen führt und beim Lesen etliche Lacher produziert.

Natürlich gibt es wieder aktuelle politisch-gesellschaftliche Bezüge. Das vielzitierte Miteinander geht in die Hose, sei es auf dem Picknick (dort wortwörtlich) oder auf der Demo, wo es zu Gewaltausbrüchen kommt. Auch Rassismus und Ausbeutung werden thematisiert („In Frankreich beschuldigt man traditionell die Ausländer“ lässt Pierrot trocken verlauten. Nicht nur dort…). Bis zu Fremdenhass und Verschwörungstheorien geht die Bandbreite, jedoch ohne dass der gewohnte Charme der Reihe an solch schweren Themen zerschellt. So ist der Band natürlich wieder voller wunderbar pointierte Dialoge und liebevoll gezeichneter Details, samt Scherze auf das Alter, die jedoch nie ins Geschmacklose abdriften. Und die drei Herren zeigen, dass man schwer wiegende, politische und gesellschaftliche Probleme zumindest auf kleiner Ebene auch ganz anders lösen kann. (bw)

Die alten Knacker, Band 7: Heiß wie das Klima
Text & Story: Wilfrid Lupano
Bilder: Paul Cauuet
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-98721-082-2

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