Die Mauer, Band 3 (Splitter)

Mai 6, 2022
Die Mauer, Band 3: Homo Homini Spes (Splitter Verlag)

Zuerst wieder ein Blick auf die allgemeine Lage: Solal, der für seine kranke Schwester Eva Medikamente braucht, hat es hinter die Mauer geschafft und muss erkennen, dass das vermeintliche paradiesische Eden ein Ort des Grauens ist, bevölkert von „Cyberlingen“, leblosen Zombie-artigen Kreaturen. Dort trifft er auf Jen, Tochter des Eden-Gründers Noah, die durch einen Energie-Orbis, eine Art Iron Man Herz, der allem und jeden Energie entzieht, am Leben gehalten wird. Jens Aufgabe ist es, zu verhindern, dass die Cyberlinge nach draußen gelangen. Und dort warten Eva und der vermeintliche Rohling B.a.s.t.a.r.d., nichtsahnend, welches Drama sich hinter der gigantischen Mauer von Eden abzuspielen droht.

In diesem letzten Band der Dystopie um ein vermeintliches, für das gemeine Volk unerreichbares Hightech- und Elite-Paradies (wir erinnern uns wieder an „Elysium“ von Neill Blomkamp) enthüllt die Story familiäre Beziehungen, die die Rückblenden aus Band 2 bereits erahnen ließen. Dann geht es natürlich um die Rettung jener Welt, die weder draußen auf dem Boden des ausgetrockneten Mittelmeers noch im verkommenen und hochgefährlichen Eden als lebenswert erscheint. Das einmal mehr actionreiche, teilweise wieder wüst unübersichtliche Finale fechten dann die Hauptpersonen unter sich aus.

Denn inzwischen haben es auch B.a.s.t.a.r.d. und Eva über die Mauer geschafft und werden mit dem dortigen Schrecken konfrontiert – und sorgen gleichzeitig für eine Überraschung. Eden-Gründer und Mad Scientist Noah treibt dort noch immer uneinsichtig sein Unwesen und auch seine beiden Kinder – neben Jen noch ihr Bruder Janos -, an denen Noah Versuche durchführte, spielen wichtige Rollen. Und ausgerechnet Zerberus, jene unbändige und scheinbar unüberwindbare Kampf- und Zerstörungsmaschine, die gleich einem gigantischen Arm von Doc Ock über Eden wacht, wird eine entscheidende Rolle im Finale spielen.

Verglichen mit dem letzten Band zeichnet Mario Alberti noch einen Tick skizzenhafter, wodurch die Dynamik der Bilder, v.a. in den Action-Sequenzen unbeeinträchtigt bleibt. Und noch immer muss man des Öfteren genau hinsehen, um das Geschehen in den Panelfolgen schlüssig nachvollziehen zu können. Das Ende, dessen Richtung der versierte Lateiner aus dem Titel ableiten mag, passt, inklusive eines düsteren Epilogs. Und einmal mehr erfahren wir, dass, wer Gott spielen will, sich massiv die Flügel verbrennt. Zum Schluss wird die Flüchtlingsthematik, die der Dreiteiler immer wieder anspricht, verbunden mit Klimakatastrophen und dem Egoismus der vermeintlichen Elite mittels eines Artikels mit dem aktuellen Zeitgeschehen verknüpft, geschrieben von Jonathan Dumont, der für das World Food Programme der Vereinten Nationen tätig ist. (bw)

Die Mauer, Band 3: Homo Homini Spes
Text: Mario Alberti, Antoine Charreyon
Zeichnungen: Mario Alberti
64 Seiten, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96219-577-9

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