Kurusan, Band 1 (Splitter)

Februar 2, 2022

Japan in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Damals alles andere als ein geeintes Land. Etliche Fürsten (Daimyos) ringen um die Vorherrschaft. Man nennt diese unruhige Ära daher auch die „Zeit der streitenden Reiche“ (gab es auch in China, nur 2000 Jahre früher). Einer dieser Fürsten und Kriegsherren ist Oda Nobunaga, der bis heute als einer der drei Reichseiniger bekannt ist. Nobunaga geht besonders zielstrebig und auch brutal gegen seine Widersacher vor. Just in dieser Zeit bringt der italienische Missionar Alessandro Valignano eine noch nie gesehene „Kuriosität“ ins Land. Einen hünenhaften Schwarzen, der Valignano „gehört“, der ihn als dessen Sklave auch beschützen soll. Menschen mit schwarzer Hautfarbe kennt man in Japan nicht und so wird der Mann, den Valignano Joseph nennt, schnell zur Attraktion. Auch Nobunaga wird auf Joseph aufmerksam, kauft ihn dem Missionar ab. Was für Joseph, der nun auf den Namen Yasuke hört, den Beginn einer bemerkenswerten Laufbahn bedeutet…

Das Motiv des Fremden, der gegen seinen Willen in die ihm unbekannte japanische Kultur implantiert wird, kennen wir aus einschlägigen Filme und Serien wie „Last Samurai“ oder dem 80er Jahre Straßenfeger „Shogun“. Doch Yasuke, später der „Schwarze Samurai“ genannt, gab es wirklich. Auch die meisten Personen in dieser Geschichte sind historisch verbürgt (die Figur des Missionars Valignano spielt eine kleine Rolle in Scorseses „Silence“). Woher Joseph/Yasuke genau kam, ist unbekannt – auch sein späterer Werdegang liegt im Dunkeln. Als mittelloser, als Sklave, der sich seiner Rolle bewusst ist, betritt er das Land. Auch als er in den „Besitz“ von Nobunaga übergeht, erträgt er das mit stoischer Ruhe, ja Schicksalsergebenheit. Dennoch sieht er – anders als bei seinen bisherigen „Herren“ – seine Chance. Man ist an ihm interessiert, auch Nobunaga. Erst als Kuriosum, dann kann er selbst punkten – nicht nur mit seiner Kraft, auch mit seiner Offenheit, die die strengen japanischen Gepflogenheiten gerne torpediert und von Nobunaga geduldet wird.

Obwohl eingebettet in einen historischen Kontext, bleiben Autor Thierry Gloris (u.a. „Isabella“, „Wild West“) viele erzählerische Freiheiten, v.a. was das Leben Yasukes betrifft. So fährt die Geschichte zweigleisig: zum einen wird Yasukes Werdegang geschildert und zum anderen Nobunagas rigoroser Kampf um die Vorherrschaft, inkl. politischer Intrigen, handfester Schlachten und Gefährten wie auch Gegner – die Übersicht der Figuren mit deren Beziehungen untereinander, die den Band einleitet, ist hier immer wieder äußerst nützlich. So klar der Weg Nobunagas ist, so wenig ist die Person Yasukes ausgeformt, die hoffentlich im nächsten Band mehr an Kontur gewinnt. Zu passiv, zu stoisch ist der Hüne bisher. Die Zeichnungen des Italieners Emiliano Zarcone beeindrucken dagegen von Beginn an. Feine Linien, die mit ebenso fein abgestuften Farben das Geschehen und die Figuren plastisch aussehen lassen. Voller Details und wohl auch historisch akkurat. Wir sind gespannt, wie es mit dem „Schwarzen Samurai“ weiter geht. (bw)

Kurusan – Der schwarze Samurai, Band 1: Yasuke
Text: Thierry Gloris
Bilder: Emiliano Zarcone
56 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
16 Euro

ISBN: 978-3-96792-156-4

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