Auch Helden brauchen Geld. Daher verdingen sich Storm, Nomad und Rothaar in der Nähe des Außenrings des lebenden Planeten Pandarve als Fischer. Ein Knochenjob, der fast in die Hose geht. In höchster Not stoßen sie auf ein verlassenes Schiff (Also ein Segelschiff, das durch die Lüfte fliegt. Ja, das ist typisch für das Pandarve-Universum und sei hier für alle nicht eingeweihten Leser erklärt). Dessen einziger Passagier ist Fulmin (oder zumindest ihre Projektion), die Verbannte von Thum. Und die genau dort wieder hin will. Daher kapert sie mal schnell mit ihrem Geist den Körper von Rothaar und zwingt so Storm und Nomad mit ihr gemeinsame Sache zu machen, ob das jetzt was taugt oder nicht. Die Reise geht also zurück nach Thum, eine Art Stadt- oder Festungsplanet, wo Fulmin das Auge von Thum stehlen und ihre Verbannung aufheben will. Dabei setzt sie geistige Kräfte ein, die den fremden Körper immer mehr schwächen, bis ein Wettlauf mit der Zeit und um Rothaars Leben beginnt.
Die Story ist – man möchte fast sagen – typisch Storm. Geradlinig aufgebaut, natürlich mit Happy-End für unsere Helden und damit ohne große Experimente, ja – schon solide. So kennt man das und so will man das. Im Zentrum der Handlung steht Fulmin, eine geschickt zwischen Gut und Böse angesiedelte Figur, die in Rothaars Körper Nomad sogar Avancen macht. Witzig – und ein kleiner Seitenhieb auf das bemüht platonisch dargestellte Verhältnis der drei Hauptakteure. Die Geschichte reiht sich völlig problemlos in den Storm-Kanon ein und steht ganz in der Erzähl-Tradition von Stammautor Martin Lodewijk.
Zeichnerisch kommt das Album nicht an die Werke des offiziellen Don Lawrence Nachfolgeteams, bestehend aus Jorg de Vos und Romano Molenaar (dessen Within Temptation Reihe der Comicleser komplett und ausführlich gewürdigt hat), heran. Dafür ist die Darstellung der Figuren oft zu ungelenk, v.a. Rothaars „Bildqualität“ ist einfach zu unterschiedlich. Bemerkenswert die Tatsache, dass die Farbgebung komplett am Computer entstand und trotzdem dem ureigenen farbigen Zeichenstil von Storm-Schöpfer Don Lawrence ganz nahe kommt. Quasi imitierte Handarbeit.
Der erste Band der ‚Chroniken des Außenrings‘, der geplanten neuen Spin-off Reihe um Storm, Nomad und Rothaar ist zugleich auch der letzte. Leider. Denn Zeichner Minck Oosterveer kam 2011 bei einem Motorradunfall ums Leben. Daher wird auch Ronson, die Westernserie des gleichen Teams, deren zweiter Band dieser Tage ebenfalls bei Splitter erscheint, nicht fortgeführt. Und daher trägt dieses Album keine Nummer, sondern wird als Einzelband gelistet. Aber schön, dass Splitter das Abenteuer veröffentlicht, und zwar in der üblichen „Storm-Qualität“, sprich, mit ausführlichem Zusatzmaterial (Skizzen, Interview) und einem Druck. Das ist wie immer vorbildlich. (bw)
Storm – Die Chroniken des Außenrings: Die Verbannte von Thum
Text: Willem Ritstier
Bilder: Minck Oosterveer
64 Seiten in Farbe, Hardcover
Splitter Verlag
15,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-632-5